Deep Talk Ep. 4: Auf LinkedIn Interessenten ansprechen auf leise Art
Ein Gespräch mit Dr. Tanja Bernsau, introvertierte LinkedIn-Coachin (www.tanjabernsau.de/)
Social Media - ein vielverwendetes Wort - besteht aus zwei Komponenten. Social und Media. Häufig vergessen wir jedoch das Wörtchen “Social”, wenn wir uns auf den bekannten Medien bewegen.
Und gerade introvertierten UnternehmerInnen läuft erstmal ein Schauer über den Rücken, wenn sie das Wort hören. Zu unangenehm ist die Erinnerung an überfüllte Netzwerk-Treffen und Small Talk mit Menschen, die nicht zu uns passen.
Wie Social Media, und insbesondere LinkedIn, auch sehr Intro-freundlich gestaltet werden kann, bespreche ich in dieser Ausgabe von “Deep Talk” mit LinkedIn-Coach Dr. Tanja Bernsau.
Tanja ist introvertiert und hat für sich selbst und ihre Kunden einen menschlichen und energieschonenden Weg mit System gefunden, um Interessenten auf LinkedIn anzusprechen.
Social muss kein Alarmwort für Introvertierte und Zurückhaltende sein, sagt sie.
Hier kommst Du direkt zum Interview: https://bit.ly/3hOZmHk
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Trankskript
Christina: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von „Deep Talk“, meinem Talk-Format für Menschen, die anders Marketing machen wollen, die menschliches Marketing betreiben wollen. Und auch heute habe ich wieder einen sehr spannenden Gast bei uns, Dr. Tanja Bernsau. Hallo Tanja. Ich freu mich.
Tanja: Hallo, ich grüße Dich. Und ich freue mich sehr auf unser Thema.
Christina: Das Thema ist: Wie bringen wir „Social“ in „Social Selling“? Sehr spannendes Thema, weil das „Social“ wird oft so ein bisschen übersehen und dein Angebot ist ja „LinkedIn auf leise Art“ und du machst sehr viel Content auch für Introvertierte, richtig?
Tanja: Ganz genau.
Christina: Wie, wie passt das für dich? Also diese Social Seite. Das wäre ja nicht so das erste, was man wirklich mit introvertierten Menschen auch zusammenbringt. Wie kamst du dazu, dieses „Social“ mehr so als dein Steckenpferd auch aufzuziehen?
Tanja: Es ist witzigerweise ein weit verbreiteter Irrtum, dass das Introvertierte eben sehr, sehr schüchtern sind und so menschenscheu sind, also gar nicht mit Menschen was zu tun haben wollen. Es ist natürlich schon so, dass wir... Das ist immer so eine Frage des Energiehaushaltes. Wenn wir Introvertierte in so einer großen Menschenansammlung sind, sind wir meist sehr schnell überfordert und mögen das deswegen nicht so gerne. Und Gruppen-Situationen sind auch schwierig. Aber das heißt nicht, dass wir nicht trotzdem gerne mit Menschen sprechen. Und das habe ich dann irgendwann für mich mal erkannt. Wir sind in LinkedIn ja praktisch alle, weil wir irgendwie unser Business verbreiten wollen und für unser Business werben wollen. Und jeder Einzelne kommt dahin und sucht dann irgendwann... Da kommt dann der Punkt, wo er neue Kunden sucht. Und da haben Introvertierte ein Problem, weil sie mit der Kaltakquise so arg Schwierigkeiten haben. Also einfach zum Hörer greifen, da gruselst die meisten Introvertierten. Oder Netzwerk Veranstaltung Live. Das fällt uns ganz arg schwer. Da stehen wir meistens nicht so gut da. Aber in Social Media können wir sehr, sehr gut agieren, können wir sehr gut unsere Inhalte kommunizieren, auf unsere eigene Art und gleichzeitig diese Form des Netzwerk nutzen.
Weil, wie gesagt, wir sind sehr, eigentlich sehr menschenfreundlich. Also ich freue mich auch riesig, wenn mein Netzwerk nun wächst. Wenn mein Netzwerk wächst und ich eben auch mit den Menschen dann in den einzelnen, in den direkten Austausch treten kann. Das ist das, glaube ich, wo unsere Stärke dann auch liegt. Und deswegen habe ich mir gedacht: Ja, ich bin in Social Media. Ja, es ist „Social“ Media. Genau deswegen bin ich hier. Also genau deswegen passt das auch für mich gut. Und wenn man aber LinkedIn so ein bisschen betrachtet oder, so viele Social Media Plattformen, aber bei LinkedIn ist es halt auch noch mal extrem, da gibt es halt viel, dieses Massengeschäft und Automatisierungen und und und. Also viel lautes Marketing. Und da hab ich mir gedacht, dass muss doch, da gibt es doch eine andere Möglichkeit. Und so ist eben auch der Gedanke zu,...also Social Selling habe ich nicht erfunden, aber das eben auch auf leise Art zu interpretieren, auf unsere Art und unsere Stärken zu nutzen.
Christina: Genau. Dass man eben sich das „Social“ auch so interpretiert, wie man das auf einer Live Veranstaltung auch machen würde. Ich habe so das Gefühl bei Introvertierten, ich zähle mich da ja auch in gewisser Weise dazu, ist es eher so dieser unvermittelte Kontakt, also, so unvorbereiteter Kontakt. Und da hat man natürlich gerade auf Social Media die Möglichkeit, das auf seine eigene Art zu machen, sich vielleicht vorher zu informieren, erst mal zu schreiben, erstmal zu lesen und sich so in den Menschen hinein zu spüren. Das ist glaube ich auch so was, was uns Introvertierten natürlich sehr wichtig ist. Ja, erst mal so ein Gefühl für die andere Person zu bekommen. Und wie gehst du da vor? Also wie baust du das für dich und wahrscheinlich auch für deine introvertierten Kunden so auf, dass es sich angenehm anfühlt?
Tanja: Ja, gerade diese asynchrone Kommunikation ist ja genau wo dann auch unsere, ja unsere Superkraft, die wir haben, die wir dann einfach einsetzten können. Auf dem Wege können wir aber sehr, sehr gut miteinander klarkommen. Du hast es schon angesprochen. Dieses spontane, direkte,... Ich denke immer so an die klassischen Team-Meeting Situationen:
„Hau mal schnell eine Idee raus.” Bin ich hoffnungslos überfordert...Funktioniert nicht. Und genauso wenig mögen wir, wo reingeschmissen werden und Smalltalk machen. Also oberflächlich mit jedem mal so ein bisschen, geht nicht gut. Was aber gut funktioniert, ist: man hat seine Zielgruppe. Setzt sich zum einen hin und macht seinen Content in seinem Rhythmus, in seiner Arbeitsweise. Wenn das nachts passieren will, dann ist das eben nachts. Ich kann das einfach wie mein Biorhythmus, so wie meine Energie das her gibt, kann ich das vorbereiten. Ich kann mich eben schon zu jeder Tages und Nachtzeit, wie auch immer ich will, wann ich dafür bereit bin, mit Menschen vernetzen. Und dann kann ich so ein bisschen stalken. Ich kann mit dem schon mal so ein bisschen in den Austausch treten, mal irgendwo was liken, mal was kommentieren, lesen, worüber schreiben die? Das können wir Introvertierten auch sehr, sehr gut. Wir können zwischen den Zeilen lesen, also wir verstehen sehr viel von dem Menschen. So authentisch er dann auch ist, sei mal dahingestellt, aber wir können da sehr viel rauslesen aus dem Post oder aus der Kommunikation. Wie gesagt, in unserem Rhythmus, dann, wenn wir dafür die Energie haben. Und erst, wenn wir das Gefühl haben, das stimmt, die Chemie passt, dann gehen wir in ein „eins zu eins“ Gespräch. Und dann passt das, dann ist es eigentlich, so erlebe ich das, so erleben das meine Kunden, total entspannt. Dann hat man sich schon so ein bisschen warm gequatscht auf dem schriftlichen Wege. Und dann weiß man auch schon, man kann schon tief reinspringen...man spricht dann auch mal zwei Sätze übers Wetter. Ja, natürlich. Aber es ist dann eben nicht mehr noch das Vortasten im Gespräch, sondern man weiß eigentlich schon, warum man sich getroffen hat. Und das fühlt sich für die meisten Introvertierten sehr viel angenehmer an und dann kann man auch viel entspannter in solche Akquisegespräche dann reingehen, in solche Verkaufsgespräche.
Christina: Genau, genau, da kommen wir auch gleich noch mal drauf. Aber das fand ich auch sehr spannend in unserem Vorgespräch hier zu dem Interview, dass wir das ja beide so ein bisschen festgestellt haben, dass wir oft so Menschen eigentlich, gefühlt, schon sehr gut kennen und dann fast vergessen, dass wir noch nie „in echt“ gesprochen haben. Also einfach auf Basis der Posts, des Contents. Vielleicht hat man mal eine schriftliche Nachricht ausgetauscht. Das das oft auch gar nicht so mit Absicht passiert, dass man nicht gleich ins Gespräch geht, sondern wir haben einfach schon so das Gefühl: Ja, die Person nehme ich schon wahr. Ja, also das ist auch vielleicht für Extrovertierte, dass man das besser versteht, warum wir nicht unbedingt diesen Videokontakt oder Telefonkontakt brauchen, um jemanden kennen zu lernen. Diesen typischen, virtuellen Kaffee oder das Kennenlernengespräch oder sowas. Also, das ist einfach,... Wir nehmen das schon gut wahr. Einfach durch den Content. Genau. Jetzt sagtest du ja „Akquise“. Das ist ja so ein bisschen das Horror-Wort.
Tanja: Für Viele, ja.
Christina: Für 80% aller leiseren Zeitgenossen davon. Und jetzt sagst du, du hast für dich so einen Weg gefunden, wie du das sanft aufbauen kannst, ohne gleich so mit der Tür ins Haus zu fallen und dennoch eben ein Ergebnis erzielst. Weil wie du sagst, letzten Endes geht es ja doch darum, Kunden zu gewinnen.
Tanja: Ja, genau. Das ist halt zum einen der Knackpunkt, dass man sich auch wirklich gute Ziele setzt, in dem Ganzen, gerade LinkedIn. Und es ist ja spannend, ich gebe es ja zu, ich kann mich auch so ein bisschen verdaddeln in LinkedIn,... Also das man jetzt auch seine Zeit sinnvoll nutzt und eben sich nicht zu viel reinziehen lässt und zu viel Zeit damit verbringt. Also das man dann einen Plan aufstellt. Und für mich sind so drei wesentliche Komponenten, die da eine Rolle spielen. Das eine ist dein Profil. Dass du von vornherein auch ganz deutlich machst: DAS habe ich zu bieten. So ticke ich. Wie auch immer. Wie viel du preisgeben willst, sei dahingestellt. Aber so ein bisschen über dich zu schreiben, was sind denn deine Werte? Worum geht es dir? Warum machst du den Beruf? Also das man da schon mal, wenn man auf dem Profil landet, weiß „Aha, die Christina macht x“, dann kann ich die dafür ansprechen, wenn ich darauf lande.
Das ist die eine Komponente. Die zweite ist natürlich dann der Content. Regelmäßig mit Plan. Immer wieder auch verbessern, zu schauen, dass man da eine Interaktion rein bekommt. Das man aber auch über Content von anderen Menschen in die Interaktion startet und das man sich anschaut, wer spricht denn und über ähnliche Themen, über Verwandtes oder wo ich mich einfach andocken kann, was mich interessiert und da mich in die Sichtbarkeit bringen kann. Das macht den meisten auch Spaß, auch wenn man das am Anfang vielleicht ein bisschen gruselig findet. Aber es sind Unterhaltungen. Man kann rausgehen, wenn es einem zu viel wird. Man wird nicht, wie in der Live-Situation gezwungen. Also das kann man eben sehr, sehr schön machen. Wie gesagt, den eigenen Content immer weiter, eine gute Strategie zu entwickeln.
Und das dritte sind dann die Vernetzungen. Dass man auch da sehr zielgerichtet vorgeht, also auch wirklich Leute aus der Zielgruppe sucht und natürlich immer wieder auch mal am Rand. Aber dass so der Kern ist, dass man die aber auch weiter qualifiziert, also weiter schaut, wie funktioniert es mit denen, kann man denen noch mal was schicken? Kann man die noch mal zu einem Event einladen, wenn man so was macht. Also die weiter führt, aber eben ganz los, ganz auf dem eigenen Rhythmus basierend. Und dann entstehen am Ende des Tages natürlich Erstgespräche. Also die meisten kommen nicht dadrum rum. Die werden nicht direkt gebucht, das ist eher selten. Viele, die so als Coach, in der Art Dienstleistung, was in der Richtung unterwegs sind, da läuft es auf ein Erstgespräch hinaus. Die vereinbaren wir auch. Das ist unser Ziel im Coaching, dass wir am Ende des Tages x Erstgespräche pro Woche, pro Monat auch wollen.
Wir wollen ja neue Kunden gewinnen. Aber das sind dann eben wahrscheinlich nicht hundert im Monat, sondern vielleicht zwei, drei. Mehr schaffe ich auch nicht. Da geht mir auch die Energie flöten.
Christina: Das ist energiezehrend, ne?
Tanja: Ja genau. Das sind dann im Endeffekt nicht mehr so viele. Also nicht eben diese Kaltakquise, wo du einfach anrufst und jedem erklären musst, was du machst. Und erst mal so den Bedarf auch wecken musst. Nee, nee, das sind dann schon ganz warme Gespräche, wo idealerweise natürlich sogar der andere auf dich zugekommen ist. Schon über deinen Content. Die Variante gibt es ja natürlich auch, dass mir die Leute dann eine Einladung schicken und sagen: Mensch Tanja, das finde ich ganz spannend, lass uns mal sprechen. Noch besser. Dann ist ein Erstgespräch ja relativ easy, dann weiß ich ja schon, der andere will was von mir. Also von daher kann man da ganz anders. Es fühlt sich dann nicht wie verkaufen an. Also meine Gespräche sind oft ähnliche Talks, wie wir das hier machen. Ich will so ein bißchen wissen, was machst du in LinkedIn, wo steht es, wo knirscht es vielleicht? Aber es ist für mich trotzdem eher so ein netter Austausch. Also ich verstehe es wirklich als Austausch. Wir brainstormen so ein bisschen und gucken, ob wir halt zusammenpassen.
Christina: Ja, ja, ja. Wie, also du sagtest, nach der aktiven Kontaktaufnahme schaust du dann noch mal so was kann ich jetzt für die Personen liefern? Was kann ich für Mehrwert bieten? Wie kann ich noch mal nachfassen? Ich glaube, das ist ja auch noch mal so eine Hürde, gerade für leisere Menschen. Ne so, okay, vernetzen krieg ich vielleicht gerade noch hin. Geht ja, wenn es sein muss, auch ohne Nachricht. Also wenn du, wie du sagst, wenn das Profil aussagekräftig ist, wenn der Profil Slogan aussagekräftig ist, dann weiß die Person ja eigentlich schon, was ich mache. Ja, aber so dieses Nachfassen, dass man dann noch mal sagt okay, hallo, schön, dass wir vernetzt sind. Wie kriegt man da diesen, deiner Meinung nach, diesen Schritt zwischen „Oh, jetzt muss ich aber hier mal kurz meinen Kaufladen aufmachen“, hin zu „Ja, es soll einfach gehen, es soll freundschaftlich sein“.
Tanja: Also, das muss man sich tatsächlich sehr individuell anschauen. Also ich sag mal, ich gebe in meinen Coachings immer, immer so Impulse, wie ich es mache, wie ich es mit anderen Kunden erlebt habe. Aber am Ende des Tages muss natürlich jeder seinen eigenen Sprech finden, seinen eigenen Stil da finden, das, was er natürlich auch selber anzubieten hat. Und ich merk`s in meinen Funnels dann auch ganz oft, dass die...Es kann passieren, dass ich wirklich begrüße und sag mal, schön, dass du dabei bist und der nächste sagt: „Oh super, lass uns quatschen.“ Also, dass man sofort denkt, man müsste zueinander kommen. Das merkt man aber sehr schnell. Und dann gibt es auch mal wieder welche, wo das auch über Monate dauert, wo man immer wieder mal mal dranbleibt. Und mal... Dann mache ich vielleicht mal einen besonders größeren Blogbeitrag zum Thema „Introversion“, wenn wir da drüber in die Vernetzung gekommen sind. Dann mache ich ihn darauf aufmerksam. Oder im Podcast, oder in unserem Video zum Beispiel würde ich jetzt mal meinen Kontakten dann mitteilen: „Mensch, ich war bei der Christina. Willst du es dir anschauen?“ Solche Dinge dann mitzuteilen oder dass man auf einem Event ist, auf einer Netzwerk Veranstaltung: „willst du nicht dazukommen?“ Und da muss man manchmal ein bisschen, wie in einem echten Gespräch, reinfühlen, reagiert da jemand drauf? wenn er das nicht tut, dann ist es in Ordnung, dann lass ich es auch bleiben. Dann ist das auch, dann will ich auch nicht. Das ist nicht die leise Art. Aber wenn derjenige darauf reagieren wird. Ach Mensch die Netzwerk Veranstaltung, die kann ich nicht. dann sagt man, mensch dann lass uns doch mal so quatschen. Dann kriegen wir so vielleicht den Bogen. Da muss man da immer wieder schauen, wie man da in ein echtes, soziales menschliches Gespräch kommt und das natürlich nicht nach „Schema F“ abarbeiten, sondern das ist sehr individuell.
Christina: Sehr individuell klingt das für mich und es ist eigentlich so eine erweiterte Art der Content Verbreitung oder so wie sich alles anhört? Das, was du normalerweise in den Feed auch stellst, na halt noch mal persönlich adressiert reinstellst und sagst ok, „ist das vielleicht für dich interessant oder hast du es schon gesehen“? Und so weiter.
Tanja: Genau. Also zum einen über meine Inhalte, über, das vielleicht auch noch mal als Impuls: Ich will ja auch nicht so zu pushy sein. So jetzt hier habe ich das, das, das, das, das. Ja, ich schaue mir schon, also ich habe dann meine Listen im Salesnavigator, wo ich halt versuche, die Leute immer weiter zu bringen, in der Wärme, wenn man es so sagen will. Und dann schaue ich mir aber an, was machen die so? Also dann kann ich entweder darüber noch mal einsteigen „Oh mensch, den Post habe ich gesehen. Wollen wir mal über den Aspekt sprechen? Kann man das so machen“? Oder manchmal kann ich auch einfach ein Tipp reingeben, so, „ich hab gesehen, du hast das oder das so gemacht. Ich hätte eine Idee, wie es besser funktioniert“. Für mich macht es natürlich Sinn. Wenn ich bei LinkedIn irgendetwas sehe... „Hättest du da das und das noch gemacht,...“ Da kann man darüber auch schon mal einen kleinen Mehrwert liefern. Weil ich sein Profil angeschaut habe, sein Handeln angeschaut habe.
Christina: Sehr wichtig finde ich einfach auch diese individuelle Beschäftigung. Also das hast du ja auch, ob du Texte schreibst oder ob du eine Webseite erstellst. Je näher du dran bist an dem, wer das dann lesen soll oder empfangen soll, umso eher kannst du eben auch diese Nähe schaffen und diese Wiedererkennung, die auch dieses Persönliche dann mit sich bringt. Und dann fühlt sich das auch nicht mehr so, ja, „cringe“, auf Neudeutsch, an, also so komisch, wenn du mit irgendwelchen Tipps oder Ratschlägen kommst oder eben dein Angebot mal vorstellst, weil der andere sich gesehen fühlt, wahrgenommen fühlt. Wie systema...Also, das klingt alles sehr, sehr systematisch. Du sagst, du machst das mit dem Sales Navigator auch, den hat jetzt vielleicht nicht jeder, der auf LinkedIn anfängt. Findest du das wichtig, dass man den Sales Navigator nutzt? Oder sagst du okay, geht auch mit einer Excel Liste oder so? Aber ab einem gewissen Level an Kontakten wird das natürlich auch unübersichtlich.
Tanja: Das ist der Knackpunkt. Es hängt so ein bisschen davon ab, wie wir die Ziele setzen. Das ist auch immer eine Frage der Projekt Größe. Wenn ich weiß, ich brauche im Jahr nur zwei neue Kunden oder drei, dann muss ich mir über den Salesnavigator vielleicht keine Gedanken machen, dann kriege ich das in einer Excel Liste noch super gewuppt. Wenn ich kleinere Losgrößen habe und dann schon wir davon sprechen, dass man in jeder Woche 10, 20 neue Leute kontakten möchte. Also dann,...ich möchte ihn nicht mehr missen. Also, ich bin heilfroh, weil es mir an vielen Stellen hilft, mir zu merken, was ich gemacht habe. Wen habe ich dazu eingeladen, wen habe ich dazu eingeladen? Man will ja auch niemanden nerven. Man will ja nichts 25 mal machen. Also 25 mal hintereinander irgendwas schreiben, sondern dann das auch ein bisschen verteilen. Das hilft mir natürlich enorm. Oder auch das ist aber etwas, was man sich anschauen muss. Also ich bin immer der Meinung, man sollte nicht zu kompliziert starten. Also gerade wenn man eben auch noch ganz, ganz frisch ist und vielleicht sowieso nur zweihundert Kontakte hat, dann hat man das auch noch ganz gut im Blick. Bei ein paar tausend ist es einfach schon mal eine andere Hausnummer.
Christina: Das wird dann schwierig.
Tanja: Das wird dann schwierig. Man kann leicht starten, dass man einfach mal die Struktur versteht, wie dieser Funnel funktioniert und wie ich mir Menschen merke und was ich mit denen machen muss, wie ich mir Notizen dazu mache. Oft merken meine Kunden, dass, oh ich glaube, ich brauche doch die nächsthöhere Variante in der Organisation. Und dann helfen natürlich solche Tools enorm. Also, es ist nicht ganz billig, ich gebe es zu, aber es ist tatsächlich für mich sein Geld wert, weil es spart mir extrem viel Zeit.
Christina: Das denke ich mir gerade. Wenn du da so systematisch vorgehst und sagst okay, wem habe ich bisher was geschickt und so, das ist ja dann auch wirklich sehr übersichtlich. Ja, dass man das gut nachvollziehen kann.
Tanja: Das du dich filtern kannst, dass du dir Notizen machen kannst und und und. Da gibt es schon eine Menge, eine Menge Vorteile die er hat und er wird ja auch immer besser.
Christina: Ja, genau. Lass uns doch noch mal kurz ein bisschen auf den Social Content eingehen. Na also, idealerweise möchte man ja nicht so viel verkäuferischen Content bereitstellen. Aber man möchte natürlich, wie du sagst, auch so ein bisschen, ja, den Kontakt herstellen, den nächsten Schritt einleiten. Was empfiehlst du so an Inhalten, an Formaten, um dieses „Social “ im Social Selling gut zubedienen?
Tanja: Also, ich sage mal, man braucht bei dem Post so einen Dreiklang, dass ist so der ganz klassische Social Selling Gedanke oder Content Marketing Gedanke auch, dass du immer drei verschiedene Post-Typen hast. Das eine ist halt, das sind so die klassischen Pitches. Also, wo du so sagst „ich habe das Angebot, da gibt es eine Einladung, da kannst du dich zum Kurs anmelden“. Das braucht`s halt auch. Logisch, die darf man nicht vernachlässigen. Bei allem Social. Wir wollen unser Geschäft auch zeigen.
Christina: Klar.
Tanja: Dann sind so die inhaltlichen Posts, die deine Expertise transportieren, wo man Mehrwert liefert, wo man Tipps gibt. „Schau mal, beim Profil müsstest du das machen oder denk doch dran,...“ Also so Tipps aus dem Alltag gibt oder man eine Anleitung gibt, solche Geschichten. Und der dritte Teil, das ist der, der sozialste da dran, das ist halt der Reichweiten Post, also der, wo man über sich schreibt. Das sind meistens die Dinge, die auch ein Foto von dem Menschen dann irgendwie tragen, wo er eine Geschichte erzählt, wie er dazu gekommen ist, was er erlebt hat, was einen umtreibt. Also das man da die Persönlichkeit spürt. Und da geht es meistens nicht so ums Business. Da erzählt man relativ wenig inhaltlich, geht nicht in die Tiefe oder sagt „Ich mach Coachings“ oder... Sondern man sagt „ich bin introvertiert“, also das ist jetzt bei mir der Fall, „ich bin introvertiert und hab manchmal ein Problem mit x. So gehe ich damit um“. Es ist so, es zeigt mich halt auf einem persönlichen Level.
Es ist auch für jeden ganz individuell, wie persönlich er sein will. Ob er die Kinder zeigt oder über die Kinder spricht oder die Haustiere. Es ist wurscht. Letztendlich ist es die Frage, wie es zu dir passt und wie es sich für dich gut anfühlt. Und da, das ist so der Post, der am, ja, wie gesagt am sozialsten auch wirkt und am meisten von sich zeigt. Und meistens auch die, deswegen Reichweiten Posts, die so klassisch viral gehen, wo jeder sagt, Mensch toll, finde ich super, schreibt ein Kommentar, macht ein Herzchen dran.
Christina: Ja, weil der, weil das Gegenüber auch am ehesten spürbar wird. Na also, da sind wir wieder bei dieser Wiedererkennung und Nähe aufbauen und so, das ist natürlich auch eine große Versuchung, dann mehr und mehr dieser Posts zu machen. Aber du sagst eben, es braucht diese Mischung. Was, was würdest du so sagen? Wie viel von jeder Art Post würdest du so... wie oft überhaupt und wie viele so von jeder Art?
Tanja: Das kann man nicht so pauschal sagen. Oder auch die Frequenz, auch das ist sehr individuell. Das ist auch das, was man so in den Coachings dann herausarbeitet. Wichtig ist halt regelmäßig. Ich würde vom Grundsatz her schon ein Dreiklang, also 1/3. Wobei ich die, die klassischen Pitch Posts, die darf man nicht überstrapazieren. Die sind, die performen halt auch nicht so super gut, das ist klar. Es ist halt zu direkt. Aber die Leute, die es interessiert, die interessiert es dann auch. Es ist dann schon auch richtig und gut. Aber das würde ich ein bisschen weniger nehmen. Also ich glaube, ein guter Fokus kann das ja oft ein bisschen auch kombinieren.
Das muss ja nicht sklavisch getrennt sein. Reichweiten Posts und Inhalts Posts kann man auch durchaus ein bisschen miteinander verbinden. Wichtig ist nur, dass eben regelmäßig auf dem Profil was passiert, ob das jeden Tag ist oder zweimal die Woche oder nur einmal die Woche. Es spielt letztendlich keine Rolle.
Wichtig ist, dass du dran bleibst und nicht so ein blinder Aktionismus, man startet und macht es dann mal zwei Monate ganz intensiv. Und dann passiert gar nichts mehr. Das ist viel gefährlicher.
Christina: Ja, ich glaube auch und das hängt natürlich sehr stark auch von der Branche, von dem Zielpublikum ab. Also ich habe einen Firmenkunden, die posten zweimal im Monat und haben immer Anfragen. Also das ist einfach, wie stark ist auch dieses Social Media verbreitet in der Branche. Wenn man da der Einzige ist, der was macht, dann sind zwei mal im Monat schon super.
Tanja: Genau.
Christina: Das ist auch sehr individuell. Ja gut, was wäre denn so dein Mutmach Tipp für alle Introvertierten, die sagen, also ich komm mit diesem Social Media nicht klar und irgendwie fühl ich mich nicht zu Hause. Aber ich komme auch mit den anderen Methoden nicht wirklich auf einen grünen Zweig. Was wäre da so dein Mutmach-Tipp Nummer eins?
Tanja: Nummer 0,5: Sprecht mal mit mir. Genau. Ich glaube, der, der einfachste Start ist tatsächlich mal bei anderen zu schauen. Also a) ein bisschen zu gucken, was machen die so. Aber vielleicht auch Menschen in einem ähnlichen Umfeld, die, die ähnlich unterwegs sind wie du. Da mal zu schauen und da versuchen schon mal in einen Dialog über die Posts einzusteigen, bevor man selber eigene Posts, das hat, da haben viele eine große Hürde auch erst mal, aber da schon mal zu schauen, wie wirkt denn das, was ich schreibe? Ja, wie funktioniert das? Reagieren da Leute drauf? Komme ich darüber in einen Dialog? Das ist oft der erste, gute Einstieg für viele. Da ein Gespür dafür zu kriegen: Wie funktioniert denn dieses LinkedIn? Wie fühlt sich denn das an?
Christina: Genau.
Tanja: Und es tut noch nicht so weh.
Christina: Es tut noch nicht so weh und ich sage immer, Kommentare gerade sind extrem wertvoller Content, weil man so ein bisschen losgelöst auch vom eigenen Feed oder Profil, sage ich mal, sich zeigen kann und vielleicht einfach auch Themen aufgreifen, die man jetzt selbst nicht so direkt behandelt. Aber es macht eben wieder so dieses, ja, diese Persönlichkeit baut das weiter auf. Ja, also das finde ich sehr, sehr spannend und ich meine, ich gebe es zu, ich habe auch mal Tage, wo ich nix posten will, dann denk ich immer aber so vier, fünf Kommentare irgendwo abgeben, dass schaffst du und dann, dann ist das auch gut. Ja, man muss nicht immer denken, es muss jetzt der ausgeklügelste Post sein jeden Tag.
Tanja: Definitiv nicht. Definitiv nicht.
Es geht so tatsächlich sehr, sehr gut. Es ist, wie gesagt, ein super Einstieg und tatsächlich der Algorithmus mag das auch sehr gerne. Wenn du viel kommentierst, werden deine Beiträge auch tendenziell besser ausgespielt. Das ist so. Eine Win-Win Situation.
Christina: Ja, genau. Und ist nicht ganz so direkt und man kann sich langsam rantasten.
Schön. Danke dir. Das ist ein guter Tipp.
Ja, also ich nehme so ein bisschen aus unserem Gespräch mit, dass es eben diesen sanften Weg gibt auf LinkedIn, dass man die dieses „Social“ in Social Selling auch als Introvertierter für sich interpretieren darf. Also nicht so im Sinne von „Oh Gott, ich muss in der riesen Gruppe da bestehen“, sondern Social ist auch eins zu eins und mit der richtigen Routine und der richtigen Struktur, bei der du auch gerne behilflich bist, und den richtigen Tools dann zu gegebener Zeit. Ähm, ja, kann man da richtig gute Beziehungen aufbauen.
Ich wollte noch kurz sagen, heute nach unserer Aufzeichnung hier, hast du ja dein erstes Netzwerktreffen, was du organisierst für leise LinkedIn Menschen und ich wünsch dir da ganz viel Erfolg. Ich freue mich, wie die Ergebnisse sind und halt uns doch mal auf dem Laufenden, wie das so gelaufen ist. Das wird bestimmt ein ganz spannendes Treffen auch.
Tanja: Ich bin auch sehr gespannt.
Christina: Daumen gedrückt und viel Spaß und ganz viele neue Kontakte und Erkenntnisse. Und ich habe mich sehr gefreut, dass du heute mein Gast warst. Es war sehr spannend, auch deinen systematischen Blick auf das Ganze zu sehen. Und ja, ich wünsch dir ganz viel Erfolg mit deinem, deinem Angebot, mit deinen Kunden, mit deiner leisen Art LinkedIn zu betreiben und freue mich, wenn du mal wieder vorbeischaust.
Tanja: Sehr, sehr gerne, vielen lieben Dank für die Einladung, Christina.
Christina: Gerne.
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